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Wie geht es eigentlich den Männern wenn sie (zum ersten Mal) Vater werden? Ein Gastbeitrag von Julia Asimakis

Vor ein paar Wochen bin ich über einen Artikel in der Ärztezeitung gestolpert, der berichtet dass auch Väter eine postnatale Depression entwickeln können. Ähnlich wie bei den Müttern, gebe es Hinweise, dass 5-10% der Väter betroffen sein könnten. 

Über die Depression von Schwangeren und Müttern wird zwar auch noch nicht viel gesprochen, doch wie es den (werdenden) Vätern mit ihrer neuen Rolle geht, vor allem wenn es zu psychischen Belastungen kommt, ist noch weniger im Fokus der Gesellschaft. Deswegen widme ich mich in diesem Gastbeitrag den Vätern und hoffe, dass er auch für Mütter interessant ist.



Was es bedeutet Mama zu werden, wird für eine Frau Schritt für Schritt mit Beginn der Schwangerschaft spürbar. Sie spürt es am eigenen Leib. Dem Mann fehlt diese körperliche und hormonelle Vorbereitung. Er findet seinen Zugang zum Kind und zu seiner Rolle als Vater ohne dieser körperlichen Erfahrung.

Aus der Psychoanalyse weiß man, dass wir schon in der Kindheit beginnen uns mit dem Thema Mama- bzw. Papa-Werden/-Sein zu beschäftigen. Sobald Kinder zB mit Puppen Mama und Papa spielen, entwickelt sich ein Bild in uns, wie wir einmal Mama oder Papa sein möchten.

Sobald die Familienplanung dann im Erwachsenenalter Thema wird, gibt es auch schon ein Bild eines imaginären Kindes in uns, das schon seit der Kindheit mit Erwartungen und Vorstellungen gewachsen ist.

Und spätestens dann, wenn ein Mann von seiner Partnerin erfährt, dass sie schwanger ist, beginnt eine Standortbestimmung. Wie ist zunächst die Reaktion auf diese Nachricht: Begeistert, eher geschockt, überrascht, erleichtert oder sind ambivalente bzw. alle möglichen Gefühle vorhanden? Die Nachricht markiert jedenfalls den Zeitpunkt eines neuen Lebensabschnitts in der irgendwann die Frage auftaucht, wie die Vaterrolle gestaltet werden will. Auch wenn die Vorstellung vom Vatersein im Vorfeld nur ansatzweise möglich ist.

Zwangsläufig fallen einem jedenfalls dann die eigenen Eltern und auch Großeltern ein, und was man beibehalten bzw. ganz anders machen möchte. Vielleicht bespricht man sich mit seiner Partnerin, wie man sich in der Rolle des Vaters und der Mutter sieht, welche Vorstellungen und Erwartungen vorhanden sind, und versucht ein gemeinsames Verständnis von "Erziehung" zu entwickeln.

Eines ist jedoch klar: Die Geburt eines Kindes bringt ordentliche Veränderungen mit sich. In der Psychologie wird der Übergang zur Elternschaft als kritisches Lebensereignis gesehen. Das eigene Leben, die zeitliche Gestaltung des Alltags und die Paarbeziehung fordern mit der Geburt eines Kindes eine enorme Anpassungsleistung.



Immer mehr Männer möchten sich intensiver daran beteiligen und sich bei der Entwicklung und Pflege der eigenen Kinder einbringen. Die Vaterrolle hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert. Der Beruf ist weiterhin ein wichtiger Punkt im Leben des Mannes. Doch die frühere primäre Rolle des Ernährers verändert sich hin zu einer emotional zugänglicheren Ansprechperson für den Nachwuchs. Viele Väter wollen anders als ihre eigenen, ihren Kindern Bindungspartner sein, Nähe und Geborgenheit vermitteln und vor allem erfahrbar und präsent sein. Sie wollen für ihre Kinder mehr Zeit haben und ihre Entwicklung begleiten.

Und das ist auch gut so, dass sich Väter immer öfter dazu entscheiden mehr für ihre Kinder da sein zu wollen. Sie haben auf die Entwicklung des Kindes einen entscheidenden Einfluss. Väter gehen mit Kindern anders um als Mütter und ermöglichen dadurch wichtige Erfahrungen. Lernvorgänge werden durch Väter anders gelenkt und fördern damit die Selbständigkeit des Kindes: Sie sind herausfordernder, konfrontieren Kinder mehr mit Risiken und Gefahren und belassen ihnen größere Freiräume. Selbstbehauptung, Mutig sein, der Umgang mit Konfrontationen und Emotionen wie Wut werden geübt. Väter erleichtern zudem die schrittweise Ablösung von der Mutter.

Natürlich haben nicht nur die Kinder etwas von aktiveren Vätern. Ein verantwortungsbewusster und engagierter Vater zu sein und gleichzeitig ein gleichwertiger Partner in der Beziehung zu der Mutter des Kindes wird das Leben des Mannes bereichern. Als Wegbereiter und -begleiter, Vorbild und Beziehungspartner für seine Kinder wird ein Mann Neues an sich entdecken und Fähigkeiten entwickeln, die ihn in seiner Persönlichkeit und Entwicklung stärken.

Entwicklungsprozesse verlaufen nicht immer glatt. Und Elternschaft bzw. Vaterschaft verlangt sehr viel Anpassung und Flexibilität. So kann manche Herausforderung schnell zur Überforderung oder Belastung werden. Es ergeben sich neben den positiven Erfahrungen und Wachstumsmöglichkeiten, Situationen, die durch Unsicherheit, Stress, und Konflikte gekennzeichnet sind. Und darauf möchte ich in den nächsten Absätzen noch näher eingehen!



In welchen Bereichen kann nun Überforderung entstehen?

  • Männer bzw. Väter müssen sich zunächst eine eigene Position und Verbindung zwischen Beruf, Partnerschaft und Papasein (er)finden. Ähnlich wie bei Frauen gibt es in westlichen Ländern eine große Vielfalt wie die Rolle des Vaters gestaltet werden kann. Zudem sind Väter mit der Erwartung konfrontiert, positive Vorbilder für ihre Kinder zu sein.

  • Eigene Erwartungen und Vorstellungen der Partnerin, Ideen der Familie, Verpflichtungen aus dem Beruf müssen mitbedacht werden, und es muss versucht werden, in dem eigenen Verständnis über Vaterschaft unterzukriegen. Da kann es zu inneren Spannungen, Selbstwertkrisen sowie äußeren Konflikten kommen, wenn hier gegensätzliche Vorstellungen aufeinander treffen.

  • Aber auch Ängste können bei Männern auftauchen, wenn sie sich fragen was sie für Väter sein möchten, wie sie ihre Rolle ausfüllen wollen. Da ist beispielsweise die Angst der Wiederholung, nämlich so zu sein wie der eigene Vater.

  • Väter, die in ihrer Kindheit eine Scheidung der Eltern erlebt haben, können mit der Angst konfrontiert sein, dass es auch bei ihnen zu einer Trennung kommt.

  • Die Angst, die mir von Vätern in der Praxis am häufigsten berichtet wird, entspringt dem Wunsch alles richtig machen zu wollen. Ein guter Vater sein zu wollen, niemanden zu enttäuschen, wertvoll für Kinder, Frau und Familie sein zu wollen - das kann auch zu übermäßigen psychischen Druck führen.

  • Wie bei Frauen ist es auch bei Männern nicht ungewöhnlich, dass sie in den ersten Monaten nach der Geburt gemischte Gefühle bezogen auf ihre Vaterschaft und auf das Baby, haben. Väter haben dann vielleicht das Gefühl einerseits glücklich, aber auch sehr besorgt zu sein. Manchmal tauchen Gefühle der Inkompetenz und Hilflosigkeit auf. Sie haben Angst, die Verantwortung und den Anforderungen in der Vaterrolle nicht gerecht zu werden.

  • Und dann kann auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie überfordern. Wenn die Ansprüche wie die Gestaltung der Vereinbarkeit sich beispielsweise mit dem Arbeitgeber nicht realisieren lassen, dann kann es zu inneren aber auch Konflikten in der Arbeitswelt und Familie kommen.

  • Nicht zuletzt sind auch die Freizeitgestaltung und Freundschaften ein Thema: Es ist mit Geburt eines Kindes einfach weniger Zeit für die eigenen Aktivitäten und auch Freundschaften verändern sich und verlangen eine Anpassung. Je nach dem wie gefestigt dann eine Freundschaft ist, kann sie Veränderungen gut mittragen.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Einstellung und das Verhalten der Mütter, einen entscheidenden Einfluss auf ihre Männer und die Entwicklung ihrer väterlichen Fähigkeiten haben. Wie stark lässt sie den Mann überhaupt teilhaben? Was traut sie ihm zu? Darf der Vater eine fürsorgliche Rolle gegenüber seiner Familie engagiert und selbstsicher einnehmen? Kann die Frau für ihren Mann spürbar und erlebbar Dankbarkeit für seine Hilfe zeigen? Na gut, hier sei noch gesagt, dass wir Mütter uns das natürlich auch wünschen!

Ebenso wichtig ist das soziale Umfeld: Stehen dem Vater in seiner Umgebung andere väterliche Vorbilder zur Verfügung? Findet er in seinem Umfeld durch andere Männer und Väter Bestätigung, wenn er sich für sein(e) Kind(er) emotional engagiert?



Aber noch einmal zurück zur Partnerschaft und Beziehung, denn auch hier kann es zu Unsicherheiten, Überforderung und Konflikten kommen. Mit der Geburt eines Kindes ist für das Paar ganz schön viel Anpassung an die Pflege und Betreuung der Kinder gefragt. Das Liebespaar dringt vorerst in den Hintergrund und wird mehr als Elternpaar gefordert. Die Herausforderungen, die die Betreuung und Pflege eines Kindes mitbringen machen es zu Beginn schwer, der Partnerschaft Raum zu geben. Im Vordergrund steht zunächst die neue gemeinsame Aufgabe und wie diese gemeinsam gut bewältigt werden kann.

Der Großteil der Aufgaben im Alltag mit Kindern wird noch immer von Frauen übernommen. Und auch wenn Männer mehr teilhaben (wollen), kann sich bei ihnen manchmal das Gefühl einstellen, überflüssig zu sein. Die Mama ist so sehr mit dem Baby beschäftigt, weil es auch in den ersten Monaten viel von ihr braucht. Männer können hier Gefühle von Verlust der Partnerin oder eine Eifersucht auf das Kind entwickeln. Sexuelle Wünsche sind vielleicht schon seit Beginn der Schwangerschaft wenig befriedigt worden und können in den ersten Monaten nach der Geburt noch mehr in den Hintergrund treten. Allein die Müdigkeit, die mit sich bringen kann, ein Baby zu haben, trägt zur Unlust bei. Männer kompensieren das dann manchmal mit mehr Arbeit.

Wenn sich dann einmal halbwegs eine Alltagsroutine mit dem Baby entwickelt hat, ist es wichtig sich auch wieder mehr um sich selbst und um die Partnerschaft zu kümmern. So können Männer ihre Frauen ermutigen auch einmal etwas alleine zu machen, um den Vätern die Möglichkeit zu geben auch eine primäre Väterlichkeit zu entwickeln. Und dann natürlich auch Zeiten einbauen, wo Gemeinsames und Sexualität wieder möglich wird. Leichter gesagt als getan, aber es ist wichtig immer wieder darüber zu sprechen und die Wichtigkeit der Beziehung nicht aus den Augen zu verlieren. Aus meiner Praxis weiß ich, dass solche Wiederannäherungsversuche zwischen Eltern gar nicht so einfach und mitunter krisenhaft sein können! Es ist auch für Kinder wichtig, ihre Eltern als Liebespaar zu erleben!

Was sind nun Anzeichen für eine Krise bzw. Depression? Bei Männern zeigen sich psychische Erkrankungen oft anders und Männer nehmen tendenziell auch weniger Hilfe in Anspruch. Um wieder zurück zum Anfang zu kommen: Ein Risikofaktor einer postnatalen Depression bei Vätern ist das Vorhandensein einer Depression bei der Partnerin. Ein weiterer Risikofaktor besteht darin, wenn belastende Gefühle und Phantasien unausgesprochen und unverarbeitet bleiben. Wenn Gereiztheit, Müdigkeit, Konzentrations- und Motivationsschwierigkeiten, Rückzug oder psychosomatische Symptome wie Verspannungen oder Magenschmerzen hinzukommen, sollte schnellstmöglich Hilfe in Anspruch genommen werden. Häufig sind es auch Probleme am Arbeitsplatz, finanzielle Schwierigkeiten, ein Todesfall, das Auftreten einer schweren Erkrankung, die zu einer Krise führen. Bei akuten Krisen möchte ich auf das Beratungsangebot des Kriseninterventionszentrums "Väter in Krisen" hinweisen.

Im Allgemeinen ist es ja so, dass die Versorgung von Mutter und Kind von Anfang an durch die geburtsvorbereitende Begleitung durch Frauenarzt und Hebamme viel stärker ausgeprägt ist. Für Mütter gibt es viel mehr Angebote, weil sie diese aber auch eher in Anspruch nehmen. Im Zuge der Recherche für diesen Beitrag bin ich aber auch auf die Website www.papainfo.at gestoßen. Auch hier finden Männer Angebote speziell für Väter. 

Danke für den Beitrag!

Über die Autorin:
Mag.a Julia Asimakis ist Psychotherapeutin in eigener Praxis im 5. Bezirk. Sie begleitet Eltern mit ihren Babys und Kleinkindern bei Schrei-, Schlaf- und Fütterproblemen, Paare mit unerfülltem Kinderwunsch und Frauen mit Themen rund um die Schwangerschaft und Geburt. Mehr dazu auf ihrer Webseite www.elternberatung.wien

 

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Wie wollen wir unsere Kinder erziehen? Von Erziehung zu Beziehung

 

 

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