Ich habe Angela Geoghegan vor eineinhalb Jahren kennen- und schätzen gelernt. Sie ist Gruppenleiterin des Sonntagstreff für Alleinerziehende im Nanaya – Zentrum für Schwangerschaft, Geburt und Leben mit Kindern. Angela ist glückliche Mutter einer 18-jährigen Tochter, Yoga-Lehrerin und Kreativtherapeutin – und sie ist alleinerziehend. Im Babymamas-Interview mit Andrea T., selbst alleinerziehende Mutter eines 2,5 jährigen Sohnes, wird sie über Gemeinschaft und ihren Stellenwert für Allein-Eltern-Familien sprechen und den Sonntagstreff für Alleinerziehende vorstellen.

Angela Geoghegan, Gruppenleiterin im Nanaya

Babymamas: Liebe Angela, erzähle uns bitte, wie du zum Nanaya Zentrum gekommen bist, im Speziellen zu deiner Rolle als Gruppenleiterin des Alleinerziehenden-Sonntagstreff.

Angela Geoghegan: Als werdende Mama habe ich vor 19 Jahren die Schwangeren-Yogaklassen im Nanaya besucht. Ich war mit meinem damaligen Partner auch beim Geburtsvorbereitungskurs. Meine allererste Kontaktaufnahme mit dem Nanaya hatte ich allerdings viele Jahre davor, als ich nach dem Verlust meiner ersten Schwangerschaft eine Beratung in Anspruch genommen hatte, um die meine Trauer zu verarbeiten.

Ins Team gekommen bin ich, nachdem ich meine Prä-/Postnatale & Kinderyoga-Ausbildung in meiner Bildungskarenz abgeschlossen hatte und im Nanaya anfragte, ob ich meine Flyer auflegen dürfe. Petra Hainz hat mich daraufhin angesprochen und gefragt, ob ich vertretungsweise im Nanaya Zentrum die Yogaklassen übernehmen könne. Nach einem Interview wurde ich dann Teil des Teams. Alleinerziehend bin ich seit sieben Jahren. Die Leitung der Alleinerziehenden-Gruppe habe ich vor mittlerweile sechs Jahren übernommen. Dazugekommen sind weitere Angebote wie meine Montessori Spielgruppen, eine English Playgroup, Babymassagekurse und ab Herbst werde ich hoffentlich wieder eine Bauchtanzgruppe in Kombination mit geburtsvorbereitenden Übungen für werdende Mamas anbieten.

BM: Ich habe den Sonntagstreff für Alleinerziehende sehr gerne besucht, vor allem in der ersten Zeit nach der Trennung vom Vater meines Sohnes. Als besonders habe ich es empfunden, wie sicher ich mich dort gefühlt habe und wie du es schaffst, dass jede*r Stimme und Gehör findet. Welche Gedanken hast du dir über diesen „safe space“ gemacht?

AG: Aufgrund persönlicher Erfahrungen bin ich sensibilisiert auf kleine, fast non-verbale Hinweise, die auf eine schwierige Situation hinweisen können. Dadurch öffnet sich, wenn dies gewünscht ist, eine Tür, durch die ich eine Hand zur Unterstützung reichen kann. Hier wird auch die Gruppe zur Ressource, in der sich jede/r Alleinerziehende öffnen kann. Es ist ein Kreis, der von Wertschätzung getragen wird. Jede*r Gruppenteilnehmer*in kommt einmal zum Sprechen, zu Beginn wird darum gebeten, aktiv zuzuhören. Man kann teilen, was man teilen möchte, das ist mir sehr wichtig. Auf diese Weise hat sich eine kraftvolle Dynamik in dieser Gruppe gezeigt. Hier versammeln sich kompetente und tolle Menschen, jeder mit seiner individuellen Geschichte und Leidensweg, die sich gegenseitig Unterstützung bieten. Sei es mit einem offenen Ohr, sei es mit Zeit außerhalb der Gruppe oder wertvollen Tipps für die jeweilige Lebenslage.

BM: Beim Sonntagstreff sind AlleinerzieherInnen mit ihren Kindern willkommen. Wird ein spezielles Angebot für die Kleinen geboten?

AG: Die Kinder können sich frei im Gruppenraum bewegen und haben außerdem die Möglichkeit, sich mit dem Elternteil im Nebenraum auszutoben oder auszuruhen. Manchmal brauchen die Kleinen eine kleine Auszeit oder wollen mit den Pezzi-Bällen spielen. Wir haben auch eine Truhe mit allerlei Spielzeug. Der Nebenraum ist natürlich auch für Mütter und Väter offen, die abseits der Gruppe durchatmen wollen. Außerdem bieten wir Kuchen und für die Großen Kaffee an.

BM: Welche Wichtigkeit hat Gemeinschaft unter Allein-Eltern-Familien für dich?

AG: Gemeinschaft hat einen sehr hohen Stellenwert, im Besonderen für Alleinerziehende. Einsamkeit und Überforderung wie auch Hilflosigkeit sind nur ein paar Aspekte, die eine Gemeinschaft auffangen können. Dies ist auch der Grund, warum ich außerhalb des Sonntagstreffs einen digitalen Raum gegründet habe, der bei Bedarf als eine Art Familie dienen kann. Unsere Gesellschaft ist vom Prinzip Familie als Dorf abgerückt, die Kleinstfamilie, also Mutter-Vater-Kind(er) sind zum Standard geworden. Viele Alleinerziehende sind nach der Trennung plötzlich in einer Situation, in der sie nie sein wollten. Geborgenheit und Schutz sind Grundbedürfnisse, die man in einer Gemeinschaft, wie auch immer die aussehen mag, finden kann.

BM: Was siehst du als aktuelle positive Entwicklung für Alleinerziehende und was würdest du dir für die Zukunft wünschen?

AG: Es gibt ein wirklich gutes Angebot für Alleinerziehende in Wien: Mamallein & Papallein – Selbsthilfe für Alleinerziehende im Amerlinghaus, der Sonntagsbrunch im Kind und Kegel oder Juno. Und es gibt uns – das Nanaya Zentrum mit seinen Angeboten. Natürlich wäre die Situation für viele Alleinerziehende wesentlich leichter, wenn sie von der Regierung anerkannt werden würden, vor allem finanziell. Viele kratzen an der Armutsgrenze. Es bräuchte undbedingt ein finanzielles Auffangnetz.

BM: Magst du uns zum Schluss noch verraten, welche Angebote noch spannend sind für Alleinerziehende im Nanaya Zentrum neben dem Sonntagstreff ?

AG: Sehr gerne! Das Eltern-Kind-Cafe am Mittwoch ist eine offene Spielgruppe und sehr niederschwellig. Dann gibt es noch den Väternachmittag, der von einem Vater geleitet wird. Das Nanaya bietet zudem Einzelberatungen zu vielen Schwerpunkten, wie Beratung im Schwangerschaftskonflikt oder bei einvernehmlicher Scheidung, an.

BM: Liebe Angela, lieben Dank für deine wertvolle Arbeit und die Zeit, die du für uns genommen hast! Möchtest du unseren Leser*innen noch was mitgeben?

AG: Ich bedanke mich auch sehr bei dir, liebe Andrea! Und ich möchte allen Alleinerziehenden ans Herz legen: Komm vorbei, du musst dich nicht zurückziehen, in Gemeinschaft findest du Stärke. Empower yourself through our community!

Anlaufstellen für Alleinerziehende:

• Sonntagtstreff für Alleinerziehende im Nanaya
• Mamallein und Pappallein – Selbsthilfe für Alleinerziehende
• Rainbows: hilft Kindern und Jugendlichen in stürmischen Zeiten
• Kind & Kegel: Sonntags-Brunch für Alleinerziehende und ihre Kinder