Gesund & Satt

Schadet es meinem Baby, noch nie Kontakt zu anderen Babys gehabt zu haben? Diese Frage beschäftigt viele Eltern, die im Jahr 2020 ihr erstes Kind bekommen haben, in Sorge, dass ihr Kind längerfristig unter der sozialen Isolation leiden würde. Babys brauchen doch andere Babys, oder?

Das Jahr 2020 war geprägt von Maßnahmen gegen Corona. Die meiste Zeit über war es empfohlen, in den 3 Lockdowns sogar festgelegt, dass wir uns in Bezug auf soziale Kontakte einschränken sollen. Nun sind vor allem Familien, die in diesem Jahr ihr erstes Kind bekommen haben, durch die Einschränkungen, an die sie sich gehalten haben, in Sorge, dass ihr Kind längerfristig unter der sozialen Isolation leiden würde. Babys brauchen doch andere Babys, oder? Ist es nicht gesund für die psychische und körperliche Entwicklung Kontakt zu Gleichaltrigen zu haben? Die Zeitungen schreiben doch, dass es vermehrt psychische Auffälligkeiten auch schon bei Kindern gibt?!

Erstmal Entwarnung! Laut Astrid Pintzinger, Klinische und Gesundheitspsychologin und 2-fache Mama, schadet es Babys im ersten Lebensjahr nicht, nur in der Kernfamilie aufzuwachsen. Sie sagt sogar, dass die gewonnene Entschleunigung des letzten Jahres positive Auswirkungen hat. 

Was Babys wirklich brauchen
Babys kommen zur Welt und bringen alles mit, was sie brauchen, um heranzuwachsen. Einen Körper mit lebenswichtigen Organen und ein Gehirn, das rasend schnell wächst, eine Stimme (und ja, oftmals eine sehr laute und langatmige), Bedürfnisse, ein Temperament, ein soziales Sein. Was sie in dieser Phase tatsächlich brauchen, ist eine liebevolle Begleitung und Menschen um sie herum, die adäquat auf ihre Bedürfnisse eingehen. Denn trotz aller Perfektion, die so ein kleines Wesen ausstrahlt, ist es doch maximal abhängig von uns und auf unsere prompte Reaktion auf seine Bedürfnisäußerungen angewiesen.

 

Und andere Babys?
Die Verbindung zu den wichtigsten Bezugspersonen ist im ersten Lebensjahr vorrangig. Dazu zählen andere Babys in den meisten Fällen nicht (es sei denn, es gibt Zwillinge, oder andere kleine Geschwisterkinder). Babys haben keinen Entwicklungsvorteil, wenn sie in Kontakt mit anderen Babys stehen. Sie entwickeln sich dadurch motorisch nicht anders oder schneller (die motorischen Entwicklungsschritte sind festgelegt und sie passieren bei gesunden Kindern ganz automatisch). Sie entwickeln sich ohne Baby-Kontakt auch sozio-emotional nicht anders. Die sozialen Bedürfnisse sind durch den Kontakt zur Kernfamilie vollkommen abgedeckt. Hier bekommt es Resonanz auf seine Bewegungen und Geräusche, lächelt vertraute Gesichter an, begreift im wahrsten Sinne des Wortes seine Umgebung (wer kennt es nicht, ins Gesicht getatscht zu bekommen, an der Nase oder an den Haaren gezogen zu werden). Das Gehirn der Kleinen arbeitet auf Hochtouren. Und da reicht tatsächlich seine gewohnte Umgebung. Die sozialen Bedürfnisse außerhalb der Kernfamilie entwickeln sich erst nach und nach. Gleichaltrige Kinder gewinnen erst in den folgenden Jahren an Wichtigkeit. 

Babys Bedürfnisse
Allem voran gilt es die physiologischen Bedürfnisse unserer Babys zu befriedigen. Dazu zählt Nahrung und Schlaf. Hierbei kann es helfen die Feinzeichen von Hunger und Müdigkeit gut zu beobachten, um frühzeitig auf diese Bedürfnisse eingehen zu können. Weiters gibt es sogenannte Sicherheitsbedürfnisse. Dazu zählen Verbindung und Sicherheit, Schutz und Geborgenheit, Vertrauen und Liebe, Nähe und Körperkontakt, Rückzug und Ruhe.

Gerade in den ersten Lebenswochen sind diese Bedürfnisse besonders stark ausgeprägt. Und gerade in dieser Zeit, in der Zeit des Wochenbettes und darüber hinaus, ist es für das psychische Wohl von Eltern und Baby wesentlich, sensibel mit diesen Bedürfnissen umzugehen. Und hier kommen uns die Corona-Maßnahmen (und ja, ich finde, in dieser Hinsicht zeigen sich auch Vorteile dieser) entgegen.

Durch die Einschränkung der sozialen Kontakte, ist es vielen Familien tatsächlich möglich, dem Baby Zeit zu geben, in der Welt anzukommen, sich an die Gerüche, Geräusche, Stimmen und Abläufe in seiner Umgebung zu gewöhnen und Vertrauen und Sicherheit zu tanken (Das gilt übrigens auch für uns Eltern. Auch wir müssen erst im Elterndasein ankommen und hier Sicherheit gewinnen!). Die Wichtigkeit des Wochenbettes für Mama, Papa und Baby wird in unserer heutigen Gesellschaft oft hintenangestellt. 8 Wochen wirklich Ruhe geben fällt vielen Familien schwer. Dabei ist eine reizarme Umgebung und eine Verlangsamung des Alltags für die frisch gebackene Familie der optimale Start.

Motorische und Soziologische Entwicklung

Mit zunehmender motorischer und sozio-emotionaler Entwicklung entdecken die Babys immer mehr von ihrer Umgebung, fangen an zu lächeln, zu greifen, zu brabbeln, weiter zu sehen, Details wahrzunehmen, können sich schließlich auch aktiv auf Dinge und Menschen zubewegen, probieren und experimentieren. Das Explorationsverhalten nimmt zu. Immer in Verbindung mit einer guten Vertrauensbasis zu den Bezugspersonen, die der sichere Anker sind, zu denen die Babys jederzeit zurückkehren können. Es ist ein Wechselspiel zwischen Sicherheits- und Autonomiebedürfnissen. Die sozialen Bedürfnisse außerhalb der Kernfamilie entwickeln sich erst nach und nach. Gleichaltrige Kinder gewinnen erst in den folgenden Jahren an Wichtigkeit.

 

Auch Eltern haben Bedürfnisse

Das Bedürfnis, uns mit anderen Eltern mit gleichaltrigen Babys zu treffen und hier Kontakt zu pflegen, wurzelt in uns. Wir Erwachsene habe diese ausgeprägten sozialen Bedürfnisse. Wir brauchen den Kontakt und Austausch mit anderen Eltern, die in der gleichen Situation sind. Das ist auch sehr legitim und verständlich angesichts der Tatsache, dass wir seit gut einem Jahr großteils isoliert leben, Spielgruppen oder Eltern-Baby-Cafés nicht stattfinden und der Austausch fehlt. 

Es sind also nicht die Babys, die diese Bedürfnisse nach Austausch mit Gleichaltrigen haben, sondern wir.

 

Astrid Pintzinger ist Klinische und Gesundheitspsychologin und 2-fache Mama. Ihr (Online)Kurs- und Beratungsangebot richtet sich an Schwangere, sowie Eltern aus Wien und Umgebung, die schon von Beginn an eine stabile und bedürfnisorientierte Beziehung zu ihrem Baby aufbauen wollen, sich selbst als Eltern neu kennen lernen wollen oder vor Hürden und Hindernissen in ihrem Elternsein stehen. Ihr Angebot reicht von psychologischer Beratung, Geburtsvorbereitung mittels HypnoBirthing, über Trageberatung bis hin zu Spielgruppen und Babymassage. www.sichergebunden.at

 

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