Gesund & Satt

Irgendwann werden auch die süßesten Babys groß. Spätestens wenn unsere Kleinen mit ihren winzigen Rucksäcken in den Kindergarten marschieren, ist es so weit: sie sind keine Babys mehr! Nicht nur für Eltern ist der Besuch einer Betreuungseinrichtung ein einschneidendes Erlebnis. Elementar-Pädagogin Sabine Polzer gibt uns Tipps, wie man sein Kind auf den Kindergarten vorbereitet, die Trennung vereinfacht und auf was bei der Eingewöhnung zu achten ist.

Wie wählt man den perfekten Kindergarten aus?

Das wichtigste für die Kinder, besonders im Alter zwischen 1-3 Jahren, ist nicht die Einrichtung des Kindergartens oder der tolle Garten, sondern die Beziehung zu den betreuenden Personen. Es muss eine Bindung und Vertrauen aufgebaut werden, das ist das wichtigste, damit das Kind die Eltern loslassen und sich ganz auf die neue Situation einstellen kann. Natürlich ist ein Garten immer fein, das sollte aber nicht der Hauptgrund für oder gegen einen Betreuungsplatz sein.

Wir, bei den Wiener Kinderfreunden, bieten den Eltern oft Kennenlern-Nachmittage an. Hier können sich Eltern und BetreuerInnen kennenlernen. Denn auch zwischen den Erwachsenen muss die Chemie stimmen. Frag doch einfach in deinem Wunsch-Kindergarten nach, ob so etwas angeboten wird.

Fragen ist überhaupt das Beste was du gerade bei der Suche nach einem Platz oder auch in der Anfangszeit machen kannst! Frage, einfach alles nach und lass dir alles erklären. Denn Antworten geben Sicherheit und wenn du dich als Elternteil sicher fühlst, überträgt sich das auch auf dein Kind. Das ist schon mal ein guter Start für die Fremdbetreuung.

(C) Babymama Cornelia

Was kann ich sonst noch als Vorbereitung für den Kindergarten machen?

Natürlich ist es immer gut, wenn das Kind schon mal mit anderen Kindern oder auch Erwachsenen zusammen war. Im letzten Jahr war das leider nicht so oft möglich. Vielleicht kann man jetzt über den Sommer noch eine Babygruppe besuchen oder sich mit Freunden beim Schwimmen treffen. Dann lernen die Kinder andere Menschen kennen und sind es auch schon gewohnt unter fremden Leuten zu sein.

Wichtig ist, dass vorab besprochen wird, welches Elternteil die Eingewöhnung macht. Man sollte sich dabei auch bewusst machen, dass Kinder den Schmerz und die (mögliche) Angst der Eltern spüren. Dann brauchen sie umso länger, um Vertrauen zu den PädagogInnen aufzubauen. Falls das möglich ist, sollte der Elternteil die Eingewöhnung übernehmen, bei dem das Loslassen leichter fällt. Sowohl dem Elternteil als auch dem Kind. 

Oja, an den Abschiedsschmerz kann ich mich erinnern! Wie viele Tränen sind denn normal? Wie lange dauert es, bis das Kind eingewöhnt ist?

Eine Eingewöhnung kann sehr emotional sein kann, muss es aber nicht. Jedes Kind verarbeitet die Trennung von den Eltern anders. Manche weinen viel, manche gar nicht. Man darf sich als Eltern nicht verunsichern lassen, vor allem, wenn es bei anderen Kindern scheinbar nicht so tränenreich abläuft wie beim eigenen.

Das Kind hat ein Recht darauf traurig zu sein. Eine Trennung ist nie schön. Das Wichtigste ist, dass wir als PädagogInnen auf das Kind eingehen und es in einer gewissen Zeit trösten können.

Meiner Erfahrung nach dauert es bei den Krippe-Kindern schon 2-3 Monate, bis sie wirklich angekommen sind. Das sehe ich daran, dass sich das Kind lustvoll dem Spiel widmet, interessiert am Geschehen der Gruppe ist und sich fallen lassen kann. 

Wie läuft so eine Eingewöhnung genau ab?

In den Kindergärten der Wiener Kinderfreunde orientieren wir uns am mehrstufigen Phasenmodell der Eingewöhnung, angelehnt an das Berliner Eingewöhnungskonzept. Das bedeutet, der Beziehungsaufbau zwischen PädagogIn und Kind steht im Vordergrund. Die ersten drei Tage findet keine Trennung von den Eltern statt, sodass das Kind die Möglichkeit hat, die neue Person kennenzulernen und Vertrauen aufbaut. Man verbringt dann ca. eine halbe bis 1 Stunde mit dem Kind gemeinsam in der Gruppe.

Nach dem 2. oder 3. Tag gebe ich meinen Eltern oft den Tipp, ein Buch mitzunehmen. Die Eltern setzen sich auf einen bestimmten Platz im Gruppenraum und lesen. Die Kinder wissen: Hier sitzt meine Mama/mein Papa, wenn ich sie/ihn brauche, kann ich zu ihr/ihm kommen. Meist wollen sie dann aber auch schon den ganzen Raum erkunden und vergrößern so stetig ihren Radius von den Eltern weg.

Hat das Kind schon Vertrauen gefasst, findet eine erstmalige Trennung von ca. 10 Minuten statt. Diese 10 Minuten steigern sich dann langsam. Hier ist eine Verabschiedung immer ganz wichtig! Die Eltern sollten auf keinen Fall einfach so „verschwinden“. Auch wenn die Verabschiedung zu Tränen führen kann, ist sie wichtig, denn es heißt: Mama/Papa kommt bald wieder. Sind die Eltern einfach weg, weiß das Kind ja nicht, ob sie jemals wieder kommen. 

So wird die Zeit, die die Kinder allein in der Gruppe verbringen stetig länger. Es ist ganz normal, wenn diese Zeit 1 Monat oder sogar länger dauert. In dieser Phase gibt es auch schon mal Höhen und Tiefen: an einem Tag marschiert das Kind mit Freude und ohne Verabschiedung zu seinen Freunden, am nächsten Tag klammert es sich an der Mama fest. So einzigartig jedes Kind ist, so individuell und unterschiedlich ist auch die Eingewöhnung.

Was kann bei der Eingewöhnung helfen?

Ein Kuscheltier, Kuscheltuch, Schnuller darf natürlich mitgenommen werden. Alles was tröstet. Zum Kuscheltier habe ich noch meinen privaten Tipp als Mama: Vom Lieblingskuscheltier braucht man natürlich immer 1-2 Doppelgänger zu Hause, falls eines verloren geht. Damit das dann aber nicht zu „neu“ aussieht, wechseln wir regelmäßig die Kuscheltiere aus, damit sie alle gleichmäßig „abgenudelt“ aussehen.

Mein Kind schläft nur auf mir ein. Wie soll der Mittagsschlaf in einer Gruppe da funktionieren?

Das ist die häufigste Frage bei unseren Elternabenden. Das Kind gewöhnt sich ja langsam an den neuen Rhythmus. Also ist es oft auch kein Problem, wenn es vorher noch am Vormittag geschlafen hat. Man muss es nicht vor dem Kindergartenbesuch auf die neue Schlafenszeit „umgewöhnen“, das funktioniert meist von selbst.

Die Kleinen sind von einem Kindergarten-Vormittag meistens so erschöpft, dass das Einschlafen kein Problem ist. Haben wir ein neues Kind in der Gruppe und schläft es noch nicht mit, lasse ich es oft gerne nach dem Mittagessen zuschauen, was da passiert: Es wird ruhiger, die Kinder räumen ihre Matten her, holen ihre Kuscheltiere und decken sich zu. Es ist eine ganz andere Stimmung als noch beim trubeligen Mittagessen.

Wir kuscheln mit den Kindern, massieren Rücken oder Füße. Die meisten schlafen schnell ein.

 

Sabine Polzer ist seit 18 Jahren als Elementar-Pädagogin für die Wiener Kinderfreunde tätig. Sie hat zwei Töchter und wohnt in Wien. 

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