Gesund & Satt

Juno ist ein Verein, der zusammen mit Bauträgern Wohnungen in Wohnprojekten plant und diese an Alleinerziehende vergibt. Seine Gründerin, Sarah Zeller, spricht mit Babymama Andrea T. über seinen Werdegang, was Alleinerziehende konkret brauchen und was sie sich für diese oft übersehene Zielgruppe wünscht. Außerdem stellen wir einen spannenden Workshop für schwangere Singles vor. 

Sarah Zeller, die Gründerin und Leiterin von Juno – Zentrum für Getrennt- und Alleinerziehende, spreche ich heute auf einem Spielplatz. Wir telefonieren, nachdem ich meinen Sohn im Kindergarten abgeliefert habe. Da ich alleinerziehend bin, hatte ich davor keine Zeit. Sie hat in einer Stunde bereits Termine, also „treffen“ wir uns auf unkomplizierte Weise. Das schätze ich sehr.

Verein JunoSarah Zeller vom Verein Juno

Zeit will gut eingeteilt sein, als Leiterin in einem so wirksamen Verein wie Juno, wie auch als Alleinerziehende – das weiß Sarah Zeller aus eigener Erfahrung. Doch nicht nur die eigene und Familienzeit will organisiert werden, Finanzen, diverse Mental Load-Aspekte, Care Work und natürlich – die Wohnsituation. Vor der Gründung von Juno im Jahr 2015 ist Sarah Zeller alleinerziehend und auf Wohnungssuche mit einer Freundin, einer alleinerziehenden Mutter auf Jobsuche.

Verein Juno Babymamas Wien 1

Aus einem Bedarf, der auf dem Wiener Wohnungsmarkt bei Weitem nicht gedeckt werden konnte, entsteht die Idee zu Juno: Wohnungen die Ein-Eltern-Haushalten Gemeinschaft bieten, leistbar sind und einen Grundriss haben, der für Alleinerziehende sinnvoll ist. Aus einem Konzept, das sie mit Architektinnen entwickelt, entsteht im 21. Bezirk das erste Juno-Wohnprojekt. Der Verein umfasst heute 17 Wohnprojekte für Getrennt- und Alleinerziehende.

Sarah Zeller ist es außerdem wichtig, Mütter und Väter, die mentale und organisatorische Unterstützung brauchen, zu beraten und zu informieren. Zu Beginn von Juno gibt es in Wien lediglich konfessionsgebundene Anlaufstellen. Niederschwellig ist was anderes, so Zellers Gedanke. Eine diverse Gruppe an Alleinerziehenden zu erreichen, ist ihr ein großes Anliegen.

Verein Juno Babymamas Wien 2

Erst seit Kurzem erhält Juno eine Basis-Subvention von der Stadt Wien, die einen Teil des Budgets abdeckt. Der Verein finanziert sich hauptsächlich durch Spenden und Projekte. Juno-Mitarbeiterinnen sind bzw. waren Alleinerziehende, eine gute Ausgangsposition, um ein Grundverständnis für KlientInnen zu entwickeln.

Die letzten Jahre, beginnend mit Covid, Lockdowns, Home-Schooling und ständigen Teuerungen haben ihre Spuren in Ein-Eltern-Familien hinterlassen. Sarah Zeller hält fest: „An diesen Familien kristallisiert sich heraus, was gesamtgesellschaftlich nicht funktioniert. Die Last auf Alleinerziehenden ist enorm. Die Armutszahlen steigen und somit die Ausgrenzung aus der Gesellschaft.“

Verein Juno Babymamas Wien 3

Es gibt aber auch positive Entwicklungen, die Mühlen der Politik mahlen jedoch langsam. Eine große Rolle für Wohnungsprojekte für Alleinerziehende spielt Stadträtin Kathrin Gaál, die seit 2019 den Schwerpunkt auf Alleinerziehenden-Wohnen legt. Zeller: „Es braucht eine Politik, die Alleinerziehende wahrnimmt. Es herrschen andere Bedürfnisse als bei einem Zwei-Eltern-Haushalt. Einmalzahlungen sind ein Tropfen auf dem heißen Stein. Ein-Eltern-Familien als gleichwertige Familienform und valide Zielgruppe anzuerkennen, wäre ein wichtiger Schritt, denn die strukturelle Benachteiligung ist real. Bei der Vergabe von Kindergartenplätzen zum Beispiel sollten Alleinerziehende vorgereiht werden. Die Gesellschaft ist auf heterosexuelle, konventionelle Familienmodelle ausgelegt.“

Verein Juno Babymamas Wien 4

Es gibt bei Alleinerziehenden nicht nur „die“ eine Gruppe, die Bandbreite der Familienmodelle ist groß. Auch Väter sind in den Beratungen willkommen, mit oder ohne Ex-(PartnerIn). Oft informieren sich Eltern über die zukünftige Situation nach einer Trennung. Viele Väter haben zudem das Bedürfnis, im Leben der Kinder präsent zu sein und wissen nach einer Trennung oft nicht, wie sie dies aufrecht erhalten sollen. Juno berät jede/n wertfrei und verweist ggf. an unterstützende Stellen.

Ich möchte wissen, ob es in den letzten acht Jahren einen großen Überraschungsmoment für Sarah Zeller gegeben hat. „Da Juno so organisch gewachsen ist, fällt mir ein großer Aha-Moment gar nicht ein. Jedoch ist es, rückwirkend betrachtet, doch überraschend, was für ein Erfolgsmodell entstanden ist. Bis heute wird Juno von Bauträgern gerne miteinbezogen, denn es ist für alle eine Win-Win-Situation. Außerdem haben wir eine Expertise aufgebaut, die für ähnliche Organisationen außerhalb Österreichs spannend ist.

Juno deckt einen Bedarf, den es noch immer dringlich gibt. Ich möchte wissen, was sich Sarah Zeller für die Zukunft Alleinerziehender, im Besonderen der Mütter, wünscht? „Solidarität aus der Bevölkerung. Denn jede Frau im gebärfähigen Alter ist eine potenzielle Alleinerziehende.“

Alleinerziehenden Schwangeren möchten wir ein ganz besonderes Angebot ans Herz legen:

JUNO bietet am 23.6.2023 einen Schwangerschaftsworkshop speziell für Singles an. Angeleitet von einer Hebamme kann du deine Fragen zu Wochenbett, Geburtsbegleitung etc. stellen und dich mit anderen austauschen. Hier geht’s zur Anmeldung: https://www.alleinerziehen-juno.at/workshops/

Beratende Stellen für Alleinerziehende:

Jeden Dienstag. Kostenlos. Jederzeit abbestellbar.

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