Unterwegs mit Baby

Mal ehrlich, kaum ein Thema wird gesellschaftlich mehr tabuisiert als unfreiwilliger Harnverlust. Als eines der Hauptmerkmale einer Beckenbodenschwäche wird die Inkontinenz gerne ignoriert und schon gar nicht mit anderen besprochen. Als Physiotherapeutinnen der Running Clinic erleben wir es nicht nur im privaten Mama-Kind-Alltag, sondern auch Tag täglich in unseren Kursen oder Ordinationen - wenn es unter die Gürtellinie geht spricht es kaum eine Frau direkt an. Hier müssen wir als Fachpersonal mit gezielten Fragen nachforschen.

Dabei betrifft es so viele Frauen, sei es in der Schwangerschaft, nach der Geburt oder in den Wechseljahren. Denn rund 20-30% der frisch gebackenen Mamas weisen eine Belastungsinkontinenz auf - ob vaginale Entbindung oder Kaiserschnitt spielt nahezu keine Rolle. Der Mythos des „Saving the Lovechannel“ hält sich jedoch wacker.

Hat eine Frau mehr als ein Kind geboren, ist das Risiko an einer Inkontinenz zu leiden noch größer. Sollten Geburtsverletzungen am Damm entstanden sein, so können einzelne Muskelschichten auch in sich selbst eine Dysfunktion aufweisen und Inkontinenz begünstigen. Auch die hormonelle Umstellung in der Schwangerschaft und das steigende Gewicht im Bauchraum belasten den Beckenboden stark, womit ebenso in dieser Phase des Lebens einige Frauen unter Harnverlust leiden.

Running Clinic (C) Oreste Schaller

Inkontinenz - Weiter verbreitet als gedacht

Aber auch ohne vorangegangener Schwangerschaft weisen 30 bis 50% der Frauen im Laufe ihres Lebens eine Organsenkung auf, die häufig mit Inkontinenz einher geht. Im Laufe der Wechseljahre reduziert sich dann zusätzlich der Muskelanteil des Körpers und wandelt sich in Fettgewebe um – auch im Beckenboden und dem bindegewebigen Stützapparat der Organe. Ahnt ihr es schon? Genau, auch in dieser Phase werden viele Frauen nicht verschont bleiben daher sollte früh genug mit dem Training und der Prävention des Beckenbodens begonnen werden. Das hat nur Vorteile- unter anderem auch besseren Sex

Was, wo, wie - Beckenboden?

Doch erleben wir Physiotherapeutinnen eine große Unwissenheit und Unsicherheit bei Frauen rund um das Thema Beckenboden. Daher wollen wir mit diesem Artikel das Tabu Inkontinenz, welche vorwiegend mit Blasenschwäche assoziiert wird, ein wenig aufräumen.

Running Clinic (C) Oreste Schaller

Welche Beschwerden verursacht ein schwacher Beckenboden?

Diese können sehr vielfältig sein, denn Urinverlust ist nicht nur ein Zeichen einer Beckenbodenschwäche. Ebenso kann es zu einer Inkontinenz von Stuhl und Wind kommen, diese können sowohl bei ansteigendem Bauchdruck als auch unbemerkt, zum Beispiel nachts, entweichen.

Inkontinenz ist aber nicht das einzige Symptom von Beckenbodenschwäche. Ernst zu nehmende Anzeichen von Beckenboden-Dysbalancen sind etwas auch:
- Organsenkungen
- Fremdkörpergefühl im Genitalbereich
- Flatus Vaginalis (Wind, der aus dem vorderen Schließmuskel entweicht)
- Bauchmuskelschwäche im Unterbauchbereich
- Steißbeinschmerzen,
- Iliosacral-Gelenksbeschwerden (Beckengelenke)
- Symphysenschmerzen,
- Schmerzen im unteren Rücken und/oder der Hüfte
- Entleerungsstörungen
- wiederkehrende Infektionen

Running Clinic (C) Little Big Heart by Mam

Was kann frau tun?

In erster Linie helfen die richtigen Informationen über die gesamte Rumpfkapsel:

Der Beckenboden muss das Gewicht der Bauchorgane tragen, das Becken und den unteren Rücken stabilisieren und dabei sowohl „dichthalten“ als sich auch öffnen können: Er ist also ein echter Allrounder. Nicht nur die Kraft, sondern auch die Fähigkeit zu entspannen ist von Bedeutung.

Der Beckenboden kleidet das Becken in drei Muskelschichten von innen aus. Dazu gibt es noch die äußerste Schicht, die wie eine Achterschleife den Vaginaleingang und den After zusammenzieht. Zusätzlich besitzt er Verbindungen zu den geraden Bauchmuskeln, der Faszie darunter und den Muskeln, die die Lendenwirbelsäule stabilisieren. Gemeinsam mit der Rückenmuskulatur und dem Zwerchfell bilden der Beckenboden und die Bauchmuskulatur eine funktionelle Einheit und sorgen für einen stabilen Rumpf. Daher sollte der Beckenboden auch nicht isoliert trainiert werden, sondern immer in Kombination mit seinen wichtigen Mitspielern. 

Ihr seht, es gibt viele Einflussbereiche für Beckenbodenbeschwerden. Denn nicht nur ein schwacher Beckenboden kann eine Inkontinenz begünstigen, auch Becken-, Hüft- und Rückenbeschwerden sowie Muskelverletzungen des Dammes und durch Kaiserschnitt aber auch Bindegewebsschwäche, Organsenkungen und Muskelverhärtungen können als Ursache für Inkontinenz mit ein spielen.

Running Clinic (C) Oreste Schaller

Was hilft also gegen Inkontinenz?


Es gibt eine Vielzahl an aktiv und passiv entspannenden Techniken in der Physiotherapie, um Schmerzen und beeinträchtigenden Beschwerden an Muskulatur, Gelenken und Faszien rund um den Beckenboden zu lindern. Ebenso wird auch mit medizinischer Trainingstherapie gezielt die Beckenboden- und Bauchmuskulatur gekräftigt. Auch kann ein Blasentraining und somit eine Veränderung des Harnverhaltens sinnvoll sein. Wichtig ist, dass das Training individuell und fachgerecht an die Belastbarkeit der Schwangerschafts- und Rückbildungsphase angepasst werden muss, um der Frau keinen Schaden zuzufügen. Verklebte und schmerzende Kaiserschnittnarben können mit Narbenbehandlungen mobilisiert werden. Ebenso gibt es speziell ausgebildete PhysiotherapeutInnen, die interne Behandlungen des Beckenbodens und des Steißbeines anbieten.

Wichtig ist, dass bei Beschwerden medizinisch ausgebildete Fachpersonen konsultiert werden sollten, die eine sorgfältige Untersuchung des Problems durchführen. Wende Dich an eine/n Arzt/Ärztin und eine/n PhysiotherapeutIn deines Vertrauens mit Spezialisierung Gynäkologie, sie sind die richtigen Ansprechpersonen. Je nach Beschwerden benötigt der Körper also unterschiedliche Behandlungsmaßnahmen. Wird eine Beschwerde nämlich nicht fachgerecht behandelt, so kann sich die Problematik sogar verschlechtern.


Autorinnen Franziska Severino und Franziska Malle, Gründerinnen der Running Clinic,
Physiotherapeutinnen und selbst Mamas von insgesamt 5 Kindern
(C)  Oreste Schaller

 

Die PhysiotherapeutInnen der Running Clinic sind für dich da

Gerne stehen dir die spezialisierten PhysiotherapeutInnen der Running Clinic Franziska Severino-Schönburg, Franziska Malle, Cornelia Rubas und Brigitte Schinkinger in ihren Ordinationen für Einzeltherapie mit Rat und Tat zur Verfügung. Zu den Physiotherapeutinnen 

Ebenso kannst du auch zum medizinischen Outdoor-Gruppentraining für Schwangere und Mütter kommen, das speziell auf die Bedürfnisse des Körpers in der Schwangerschaft und nach der Geburt abgestimmt ist. Alle Kurse werden nur von spezialisierten PhysiotherapeutInnen gehalten und das geburtsvorbereitende sowie rückbildende Training an die individuelle Belastbarkeit angepasst. An der frischen Luft kannst du dich das ganze Jahr mit Gleichgesinnten fit und beschwerdefrei halten. Informationen zu den Kursen findest du unter www.runningclinic.at


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